Heraklits Flussfragmente
Die beiden kleinen griechischen Worte πάντα ῥεῖ umschreiben in aller Kürze die Philosophie des Heraklit, die Platon überliefert hat. Oft zitiert wird der Lehrsatz des Heraklit: Πάντα χωρεῖ καὶ οὐδὲν μένει Pánta chorei kaì oudèn ménei“, „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.“
Heraklit beschreibt Flussfragmente, die das Sein des Menschen beschreiben:
- „Wer in denselben Fluss steigt, dem fließt anderes und wieder anderes Wasser zu.“
- „Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht.“
- „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“
Beim Wandern entlang eines kleinen Flusses im Bergischen Land versuchen wir, mit einigen „Flussfragmenten“ unseren Standort zu beschreiben und uns von unseren Ausrichtungen zu erzählen.
Impulse für das Gespräch
- Als inhaltliches Warm-Up werden kleine und mit dem Alphabet bezeichneten Karteikarten ausgelegt. Beim Starten des ersten Impulses können die Karten (auch mehrfach) beschrieben werden mit dem, was alles „im Fluss“ ist oder sein kann;
- Jede und jeder der Mitwandernden kann sich nach einer kurzen zeit der Betrachtung eines oder mehrere Kärtchen nehmen.
- Dann stellen wir uns gegenseitig vor, warum gerade dieser Inhalt/Gegenstand als „im Fluss“ erlebt wird. Wir tauschen uns darüber aus, fragen bestärkend oder auch kritisch nach, erzählen vom eigenen Erleben.
Dienende Metaphern für den Austausch
Für diesen Austausch können Metaphern aus der „Fluss-Sprache“ dienlich sein. Das kann in etwa so aussehen:
- Wo erlebe ich in dem, was ich im Gespräch vorstelle, Tiefe, wo ist es seicht, flach oder ausgetrocknet?
- Erlebe ich darin Strudel, die mich hinunterziehen, Klippen, die mich ängstigen oder gar Wasserfälle, die gewaltig auf mich wirken oder kentern lassen?
- In wessen oder welchem Fahrwasser bewege ich mich?
- Bin ich mit all dem in mir eher bekannten oder mir eher fremden Gewässern?
- Braucht es Staustufen, oder kann ich ohne Support fahren?
- Was transportiere ich, und gibt es einen (Ziel-) Hafen?
- Welche Angst habe ich vor dem Fluss, welches Vertrauen setze ich ihn, welchen Wunsch habe ich an ihn? Und: wen bitte ich, meinen Kurs zu teilen und mitzufahren?
Köln, 16.06.2023
Harald Klein