2. Sonntag der Osterzeit: Hilde Domin – Ecce homo

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Der Grundton: Zitat aus dem Tagesevangelium

Am Abend dieses ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten
zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.

Joh 20,19f

Die Terz: Ein lyrischer Konnex

Ecce Homo

Weniger als die Hoffnung auf ihn

Das ist der Mensch
einarmig
immer

Nur der gekreuzigte
beide Arme
weit offen
der Hier-bin-ich

Aus: Domin, Hilde (1987): Gesammelte Gedichte, 6. Aufl., Frankfurt/Main, 345.

Die Quint: Was ins Klingen kommt

furcht verschließt türen augen herzen hände
furcht macht keinarmig
einarmig ist
wer der furcht eine tür öffnet sie loszuwerden oder
wer davor steht aus wachsender furcht keinarmig zu werden

wessen hände und seite frei ist zeigt
seine furcht
seine hoffnung
seine liebe

zeigt sein
hier bin ich

Köln, 15.04.2023
Harald Klein