Im Großen und Ganzen geht es … gut
Wenn es dir gefällt, fülle doch die drei Punkte mit einem Namen, einem Ort, einer Aufgabe oder was auch immer aus. Womit oder mit wem geht es dir „im Großen und Ganzen …gut“?
Und was bedeutet das? Der stolze Ansatz: Du hältst inne und schaust zurück, was so alles geworden ist? Oder der zittrige Ansatz: Hast du es geschafft bis dahin, und hoffst, dass es so bleibt? Oder der fatalistische bzw. der nörgelnde Ansatz: Was willst du machen, mehr geht eben nicht! Dass es da nicht weitergeht, liegt nur an „denen da oben“!
Karl Krolow (1915-1999) hat ein Maigedicht geschrieben, das mit den Worten beginnt: „Im großen und ganzen geht es mit dem Blühen gut“. Auch der Mai könnte hier stolz sein, oder zittrig, oder fatalistisch bzw. nörgelnd.
Im Dreischritt, den ich zwischen Ostern und Pfingsten auf die Apostelgeschichte anwende, wird ja gefragt, ob das Wortvon der Auferstehung bei den Jüngern eine Wirkung hat, die ein Indiz für die Wahrheit dieses Wortes und der Rede davon sein könnte. Schau‘n wir mal!
geht es mit dem Blühen
gut. [...] «
Die Seele(n) stärken…
In der Lesung dieses Sonntags kehren Paulus und Barnabas am Ende ihrer ersten Missionsreise nach Antiochia zurück. Sie kehren ein bei denen, die sie beim ersten Besuch (geschildert in Apg 13) kennen- und schätzen gelernt hatten. Summarisch, also zusammenfassend und zusammenführend, heißt es: „Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, treu am Glauben festzuhalten“ (Apg 15,22).
Damals wie heute mag gelten: Im Großen und Ganzen ging es mit dem Glauben gut – das darf man wohl annehmen, und das Stärken der Seele dient dem, dass es so bleibt oder sogar noch wächst. Du kannst, wenn du willst, stolz, zittrig, fatalistisch oder nörgelnd auf deinen eigenen Glauben schauen, auf die Stärke deiner eigenen Seele und auf die Stärken der Seelen von anderen, die dich in der Gemeinschaft der Glaubenden halten und auf- oder ausrichten. Dieses Zurück- oder Hingehen und Hören, das Schauen, das gemeinsame oder stille Beten, das Hören oder Lesen der Schrift, der Dienst am Nächsten und die Freude an der Gemeinschaft und die Feier der Gegenwart Gottes – das alles hat die Kraft, deine Seele zu stärken, wenn du dich darauf einzulassen vermagst. Dieses Einlassen ist der erste Schritt.
danach andere.
Das alles in verschiedenen
Farben. [...] «
… und ermahnen
„Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, treu am Glauben festzuhalten“ (Apg 15,22). Nun könnte man meinen, das „und“ in der Lesung sei additiv gemeint, dass also dem Stärken der Seele ein Ermahnen angehängt werde. Durch die Auflistung aller Sünden- oder Tugendkataloge, die du aus der Geschichte der Kirche kennst, und den permanent erhobenen Zeigefinger mag das schlüssig sein. Ich selbst hänge eher einer konsekutiven Deutung dieses „und“ an. Damit ist gemeint, dass etwas aufeinanderfolgend oder unmittelbar nachfolgend sich ergibt, dass etwas Zweites auf diese Weise dem Ersten folgt.
Neben dem erlebten Stärken der Seele ist es eine Wirkung des Wortes von der Auferstehung, wie du auf dir begegnende Situationen reagierst und was du aus ihnen für dich selbst zu lernen vermagst. Drei klassische Lerntheorien möchte ich dir nennen, aus denen und in denen du aufgrund ihrer Wirkung die Wahrheit des Wortes von der Auferstehung zu erahnen vermagst:
versorgt Spaziergänger
mit ihren Bedürfnissen:
Man kommt
auf grün zurück;
Vogelflug und
In-die-Hände-Klatschen. [...] «
Da ist zunächst die behavioristische Lerntheorie: Lernen meint hier die Veränderung des Verhaltens durch Reize und Reaktionen – der Lehrende, in unserem Falle Paulus und/oder Barnabas, steuert die Lernumgebung und gibt Reize vor. Wohin mögen Paulus und Barnabas mit den Menschen aus Antiochia gegangen sein? Was haben sie erlebt? Wie haben sie das Verhalten auf Menschen und Situationen reflektiert? Oder: was lockt sie, was stößt sie ab? Wie geschieht inneres Wachstum der einzelnen oder der Gemeinde?
Dann die kognitive Lerntheorie: Lernen als Verarbeitung von Informationen im Gehirn – die Lehrenden unterstützen die Informationsverarbeitung durch Instruktionen und Vorlagen. Paulus und Barnabas werden Worte der Heiligen Schriften angeboten und bedacht haben, Lebensverhältnisse aufgezeigt und nach Schritten einer Veränderung zum Positiven gesucht haben. Welche Begegnung, welche Deutung macht die Seele stärker, das Herz weiter?
Und schließlich die konstruktivistische Lerntheorie: Lernen als aktive Konstruktion von Wissen durch den Lernenden – der Lehrende schafft eine Lernumgebung, die das aktive Lernen fördert – oder er findet sie vor. Das ist die Situation von Paulus und Barnabas selbst. In vier Missionsreisen kommt zumindest Paulus bis nach Rom. In allen Ländern, Regionen und Orten kommt er – heute würde man sagen – interkulturell und interreligiös – zu den Menschen, schaut, was gegeben ist und lernt, wie zu lehren wäre.
nimmt man gern ans Herz. «
Wie dem auch sei, Stärken und Ermahnen geschieht in ein- und demselben Prozess, in Wort, in Deutung und in Tat, und nur dadurch und durch die Wirkung dessen wird die Wahrheit der Auferstehung erkennbar – alles andere hat den Geschmack des Paternalistischen.
So viel für heute!
Köln, 14.05.2025
Harald Klein