Atemmeditation und Bodyscan – oder: Wenn sich in einer Anleitung ein Mantra offenbart…

  • Anstößig - Darüber lohnt es zu reden
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Um was es geht

In meiner Meditationspraxis sind mir im Hinhören und Aufnehmen der anleitenden Sätze aus der Atemmeditation und aus dem Bodyscan immer wieder Satzteile hängengeblieben, die sich beinahe von selbst zu einer Art „Mantra“ entwickelt haben.

„Mantra“ verstehe ich hier im Sinne von Dominik Spenst[1] als eine Art positiver Selbstbelkräftigung, in und mit der ich ein Bild für den heutigen Tag zeichne, wie ich mich für diesen Moment, für diese Meditation, für diesen Tag oder sogar für die auf mich zukommende Zukunft sehe. Dieses Mantra drückt einen Moment meiner Person aus, die ich sein möchte oder auf die hin ich mich entwickeln möchte.

Verschiedene Lehrer*innen der Achtsamkeit werden in ähnlicher Weise Atemmeditation und Bodyscan anleiten. Die hier vorgestellte Auswahl ist subjektiv; die Möglichkeit, aus den verschiedenen Anleitungen solche positiven Selbstbekräftigungen, solches Arten Mantras herauszuhören, scheint mir objektiv gegeben zu sein.

Nach den Sätzen aus der Anleitung finden Sie jeweils kursiv gedruckt das zugehörige Mantra.

Aus der Anleitung der Atemmeditation

„… ein bewusstes Niederlassen in deinem Körper, in diesem Moment, ganz präsent, ganz wach.“         

  „… wie eine Welle, die kommt und geht…“
„Ich lasse mich nieder in meinem Körper.“
„Ich bin in mir zu Hause.“

„Der Atem -diese Welle, die kommt und geht, ganz von selbst. Einatmend fließt neue Energie in den Körper, der Körper öffnet und weitet sich. Ausatmend wird all das losgelassen, was du nicht mehr brauchst.“

 „… wie eine Welle, die kommt und geht…“
„Der Einatem öffnet und weitet mich…“
„Der Ausatem nimmt mit, was ich nicht brauche.“

„Den Bereich bestimmen, wo du deine Aufmerksamkeit niederlassen kannst, ganz fokussiert.“

  „Genau das, genau hier, genau jetzt…“

Aus der Anleitung des Bodyscans:

„… spüren, wie der Boden dich gut und stabil trägt.“

  „Ich bin getragen, ich bin gehalten.“

„In den Momenten, wo du merkst, du bist woanders, bist du achtsam.“

  „Ich nehme wahr, dass ich wahrnehme.“

„Diese freundliche, annehmende Hinwendung, die du in diesem Bodyscan gerade praktiziert hast, mag heilsam sein.“

 „Ich bin freundlich, annehmend und heilsam zu mir selbst.“

Impuls für den Austausch:

Wir tauschen uns aus über unsere Erfahrung mit der angeleiteten Meditation – hier: mit der Atemmeditation und dem Bodyscan. Und wir kommen ins Gespräch über das Mantra, verstanden als positive Selbstbekräftigung – oder auch in anderen Formen des Verständnisses. Hier geht es um die Kraft der Worte – sowohl in der Meditation als auch bei anderen Weisen ritualisierten Handelns.

Köln, 09.10.2023
Harald Klein

[1] vgl. Spenst, Dominik (2022): Das 6-Minuten Tagebuch pur, 3. Aufl., Hamburg, 10.