Um was es geht
Wir erleben uns in einer Vielzahl von Rollen: im Studium, in der Partnerschaft, mir selbst gegenüber, als Freundin oder Freund, als Kollegin oder Kollege, einer Gemeinschaft zugehörig usw. Es gibt so etwas wie die Sehnsucht nach einem roten Faden, der diese Rollen durchzieht und vielleicht sogar zusammenbindet. Der Begriff der „Gestalt“ meint etymologisch den äußeren Umriss, die Form, die äußerliche Beschaffenheit, auch den Habitus und die Eigenart eines Menschen. Dieser Impuls fragt danach, wie innere und äußere „Eindrücke“ die eigene Lebensgestalt verändern. Gleichzeitig geht es um die Frage, wie man der eigenen Lebensgestalt treu bleiben kann – oder überhaupt treu bleiben soll.
Der Text für den Impuls ist der jüd.-christl. Bibel entnommen. An die Stelle der Rolle Gottes, der im Bild des „Töpfers“ auftaucht, können auch die Begriffe „das Leben“, „das Schicksal“, das Universum“ o.ä. eingesetzt werden. Es geht vor allem um die Prägekraft, die von außen (und ggf. auch von innen) kommt.
Begleitender Text: Das Töpfergleichnis in Jer 18,1-6
- Das Wort, das vom Herrn an Jeremia erging:
- Mach dich auf und geh zum Haus des Töpfers hinab! Dort will ich dir meine Worte mitteilen.
- So ging ich zum Haus des Töpfers hinab. Er arbeitete gerade mit der Töpferscheibe.
- Missriet das Gefäß, das er in Arbeit hatte, wie es beim Ton in der Hand des Töpfers vorkommen kann, so machte der Töpfer daraus wieder ein anderes Gefäß, ganz wie es ihm gefiel.
- Da erging an mich das Wort des Herrn:
- Kann ich nicht mit euch verfahren wie dieser Töpfer, Haus Israel? – Spruch des Herrn. Seht, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel.
Ankommrunde: Gott hinterlässt Eindruck
Gott, das Leben, das Schicksal, das Universum hinterlässt Eindruck oder Eindrücke – ein anderes Wort für Spuren. Zumindest dann, wenn ich sie so deuten will! Der Ankommrunde soll ein Rückblick auf die letzten Wochen um Ostern dienen: Welche „Eindrücke“ – freudvolle, lustvolle, schmerzvolle, … – hat der „Töpfer“ in mir, dem „Gefäß“ hinterlassen? Welche „Be-Deutung“ gebe ich ihnen?
Austausch: Das Gefäß in den Blick nehmen
Es geht darum, dem eigenen Leben und der eigenen Lebendigkeit Gestalt zu geben – vielleicht auch, Gestalt geben zu lassen. P. Josef Maureder[1] regt dazu den Blick auf vier Aspekte der persönlichen Lebensweise an:
- Lebendig und frei werden – das Geschenk einer stimmigen Lebensweise;
- Beziehungsfähig und liebend werden – das Geschenk einer liebevollen Lebensweise;
- Schöpferisch und verantwortungsvoll werden – das Geschenk einer kreativen Lebensweise;
- Gelassen und religiös werden – das Geschenk einer vertrauenden Lebensweise;
- …..
Im Austausch können die vier Aspekte der persönlichen Lebensweise vorgestellt und beschrieben werden; das Feedback des anderen auf die eigene Lebensweise ist sicher hilfreich. Folgende Fragen können das Gespräch begleiten:
- Auf welchem der vier Aspekte meiner Lebensweise(n) spüre ich „den Töpfer“ immer wieder am Werk?
- Wie spüre ich das? Kann ich den „Töpfer-Schöpfer-Gott“ in seinen Regungen von meinem „Ideal-Ich“ und dessen Regungen unterscheiden?
- Wie – wenn überhaupt – kommt mein „Real-Ich“ in Bewegung?
- Welche Hilfen wünsche ich mir?
Für den Abschluss
Wozu fühle ich mich von meinem „Töpfer-Schöpfer-Gott“ jetzt eingeladen?
Zum Mitgehen
„Damit Lebensrhythmus, Lebensstil und Lebensordnung zufriedenstellend gelingen, braucht es Übung und Ausdauer. Wir haben unserem Leben und unserem Alltag eine Form, eine Gestalt, eine Ordnung zu geben.“[2]
Köln, 28.05.2022
Harald Klein
[1] Vgl. Maureder, Josef (2007): Mensch werden – erfüllt leben. Reihe „Ignatianische Impulse“, Bd. 23, Würzburg.
[2] a.a.O., 73.