Die Lehrrede des Buddha über die Liebende Güte

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Das Vorhaben für die Bußzeit und Osterzeit

Wenn Sie möchten, nehme ich Sie mit auf eine spirituelle Reise, von der ich nicht weiß, wohin sie führen wird. Die buddhistische Nonne Ayya Khema hat vor einigen Jahren einen Versuch beschrieben, eine der wichtigen Lehrreden des Buddha – seine Lehrrede über die Liebende Güte – mit Jesu Aussagen über die Bergpredigt zusammen zu schauen. Es geht dabei nicht um einen Vergleich, denn so, wie man Menschen nicht miteinander vergleichen darf, darf man es auch bei Religionen nicht. Es geht vielmehr um der Hervorheben dessen, was Menschen bzw. was Religionen kennzeichnet und auszeichnet – und da kann es zu Differenzen, aber auch zu Übereinstimmungen kommen.

Ich möchte Sonntag für Sonntag versuchen, die Zuschreibungen oder Hoffnungen des Buddha aus seiner Lehrrede als einen Schlüssel zu den Evangelien der Sonntag in der Buß- und der Osterzeit, der eine neue Sichtweise auf die Evangelien zu geben vermag.

Ich bin gespannt, wohin der Weg führt, und freue mich, wenn Sie ihn mitgehen.

Köln, zum Aschermittwoch 2022
Harald Klein

Die Lehrrede des Buddha über die Liebende Güte

„Wem klar geworden, dass der Frieden des Geistes
das Ziel seines Lebens ist,
der bemühe sich um folgende Gesinnung:

Er sei fähig, aufrichtig und freimütig.
ohne Stolz, zugänglich und sanftmütig,
nicht zu geschäftig und genügsam.

Die Sinne still, klar der Verstand,
nicht dreist, nicht gierig sei sein Verhalten.

Auch nicht im Kleinsten gäb‘ es ein Vergehen,
wofür uns Weise tadeln könnten.

Mögen alle Wesen glücklich sein und Frieden finden.
Was es auch an lebenden Wesen gibt:
ob stark oder schwach, ob groß oder klein,
ob unsichtbar oder sichtbar, fern oder nah,
ob einer Geburt zustrebend –
mögen sie alle glücklich sein.

Niemand betrüge oder verachte einen anderen.
Aus Ärger oder Übelwollen wünsche man
keinem irgendwelches Unglück.

Wie eine Mutter mit ihrem Leben
ihr einzig Kind beschützt und behütet,
so möge man für alle Wesen und die ganze Welt
ein unbegrenzt gütiges Gemüt erwecken:
ohne Hass und ohne Feindschaft
nach oben, nach unten, in alle Richtungen.

Im Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen
entfalte man eifrig die bedingungslose Liebe:
Dies nennt man Weilen im Heiligen.

Wer sich nicht in Ansichten verliert,
Tugend und Weisheit in sich trägt,
dem Sinnengenuss nicht verhaftet ist –
für den gibt es keine Geburt mehr.“

Aus: Khema, Ayya (42014): Nicht so viel denken, mehr lieben. Buddha und Jesus im Dialog, Uttenbühl, 11f.