Dritter Adventssonntag: „Freu dich von ganzem Herzen!“

  • Predigten
  • –   
  • –   

„Was sollen wir also tun?“

Mit dieser Frage beginnt das Evangelium des 3. Advent. Sie wissen, dass es der freudigste unter den Adventssonntagen ist, dieser Sonntag „Gaudete“, übersetzt: „Freut Euch!“ Gemeint ist die Freude darüber, dass die Geburt Christi schon nahe ist.

Das passiert uns Menschen selten, dass wir in der Freude sind und mit so einer Frage aufwarten: „Was sollen wir also tun?“ Vielleicht mag noch gelten: „Wem sage ich es als erstes?“ Oder: „wie kann ich diesen Moment einfangen, aufbewahren?“ Aber „Was sollen wir also tun?“ – mitten in der Freude?

Und wieder möchte ich durch die Advents-Brille aus „Einatmen. Ausatmen. Weitermachen.“ die Texte dieses Sonntags auf das eigene Leben und Erleben lesen und deuten lernen.

Der Grund der Freude: „Der Herr ist in Deiner Mitte.“

Beginnen möchte ich mit der Lesung aus dem Propheten Zefanja, mit dem „Tochter Zion, freue Dich!“. In einer Situation der Vertreibung ruft er den Vertriebenen und Zerstreuten entgegen: „Freu Dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem. […] Der Herr, Dein Gott, ist in Deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über Dich, er erneuert seine Liebe zu Dir, er jubelt und frohlockt über Dich. Wie man frohlockt an einem Festtag.“

Zefanja dreht die Blickrichtung des Sonntags „Gaudete“ um. Nicht wir können uns über den nahen Gott freuen, umgekehrt gilt: In seiner Freude über uns, über Sie und mich, kommt Gott uns nahe. Es tut gut, innezuhalten, zwischen Ein- und Ausatmen diese Nähe Gottes, die er sucht, wahr- und anzunehmen. Gott will mir, will Dir nahe sein -was löst diese Zusage in mir, in Ihnen aus? Wie wirkt es sich auf mein, auf Ihr „Weitermachen“ aus?

Im besten Fall erweckt diese Zusage Freude bei mir, im Schlimmsten Fall Ablehnung oder Angst und Sorge. Gott erneuert seine Liebe zu mir – warum? Ich bin es doch nun wirklich nicht wert! Zefanja baut das „Fürchte Dich nicht!“ ein, so als hätte er es gewusst oder selbst gekannt. „Lass die Hände nicht sinken“, sagt er, und vielleicht meint er: „Halte dieser Zusage Gottes und seinem Wohnen in Dir Hand und Herz hin. Im Ein- und Ausatmen genau das tun – Gott Hand und Herz hinhalten. Das wäre „Gaudete“! Das wäre eine erste Antwort auf das „Was sollen wir also tun?“

„Eure Güte werde allen Menschen bekannt!“

Paulus gibt eine zweite Antwort. „Freut Euch im Herrn zu jeder Zeit. Noch einmal sage ich: Freut Euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.“ Was sollen wir also tun? Sich nicht damit begnügen, dass Gott in unserer Mitte wohnt, bei mir, bei Ihnen, in der Mitte der Gemeinde und der Kirche. Sondern diesen Gott zur Welt bringen. Im Ein- und Ausatmen sich die eigene Welt vor Augen halten, entdecken und erspüren, auf welche Weise ich Gott und seine Liebe und Güte in diese Welt bringen kann. Und umgekehrt entdecken, wie er mir durch andere gegeben wird, wie er durch andere und anderes in meine Welt gebracht wird. Das wäre eine zweite Weise, „Gaudete“ zu feiern, mich tief angerührt zur Freude bewegen zu lassen.

Entschiedenheit zur Hoffnung

So leicht mag das für den einen oder für die andere nicht sein, sich zusagen zu lassen: „Der Herr, Dein Gott, wohnt in Deiner Mitte!“ oder „Freut Euch! Der Herr ist nahe!“ Da kennen Sie sich und Ihre Lebenswelt besser als ich. Aber eines darf zwischen Ein- und Ausatmen erwachsen und im Weitermachen durchscheinen: Eine Entschiedenheit zur Hoffnung! In der Exerzitienspiritualität des Ignatius ist dieses Ja zur Hoffnung ein Wendepunkt ein „Meilenstein“, von dem her sich der Exerzitienweg weiter ausrichtet. Im adventlichen Beten ist es dasselbe. Betend annehmen – im doppelten Sinne des Wortes – dass Gott selbst in meiner Mitte wohn, dass er seine Liebe zu mir erneuert, dass er durch meine Güte selbst zur Welt kommen will, gibt meinem Weitermachen einen neuen Impuls, vielleicht auch eine neue Richtung.

Noch einmal: „Was sollen wir also tun?“

Schließen will ich mit der Frage, die am Anfang stand: „Was also sollen wir tun?“ Für diesen Sonntag schlage ich Ihnen vor, beim Einatmen zu beginnen mit „In meiner Mitte“ – und beim Ausatmen fortzusetzen mit „der Herr“. Lasse Sie ausatmend den Herrn zur Welt kommen. Ich glaube, alles andere wird sich dann zeigen. Und das Wort des Paulus am Ende der Lesung soll am Ende stehen: „Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird Eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Jesus Christus bewahren.“

Amen.

Köln, 16.12.2018
Harald Klein