Madeleine Delbrȇl: „Ein Bedürfnis zu tanzen…“

  • Wissenschaftliche Beiträge
  • –   
  • –   

Eine Spiritualität der/für die Straße

So wird das Leben der Kirche durch diese kleinen Zellen bereichert,
die alle von dem gleichen Wunsch nach Aufgeschlossenheit und Begegnung beseelt sind.
Es ist ihnen allen gemeinsam, in der Welt zu sein,
‚in die Welt eingesenkt‘, ‚ gemeinsam mit der Welt zu leben‘
und ‚in den Finsternissen der allgemeinen Unwissenheit
Gott ins Bewusstsein zu bringen‘.
(de Boismarmin 2010: 111)

Madeleine Delbrêl und die Spiritualität der Straße

Madeleine Delbrêls (1904-1964), aus einem zwar christlichen, aber antiklerikalen Elternhaus stammend, trifft nach einer atheistischen Phase 1924 die Entscheidung zu beten. Sie entdeckt, dass ein karmelitisches Klosterleben nicht ihr Weg sei, aber die Erfahrungen als Pfadfinderin in der Pfarrei und in der Leitung der dortigen „Caritas-Gruppe“ lassen die nächste Entscheidung reifen, nach dem Studium der Kunst und der Philosophie im Oktober 1931 an der Ecole Montparnasse in Paris die Ausbildung für den Beruf der Sozialarbeiterin zu beginnen. Es ist die in ihr wachsende und ihr ganz eigene „Spiritualität der Straße“, die sie zu diesem Schritt motiviert. Und ihre Spiritualität wird zeitlebens ihr Motiv für Soziale Arbeit sein.

Spiritualität für Soziale Arbeit

Diese Arbeit sucht in seinem ersten Teil nach einem Begriff von Spiritualität für/in/als Soziale Arbeit. Die Momente des Dialogs, der Alltagstauglichkeit, des Humanums und – als christliche Spiritualität – der Christozentrik werden dafür als hilfreich „gesehen“. Dem zweiten Teil geht ein Exkurs über Theorien Sozialer Arbeit voraus, um einordnen zu können, welcher „Theorie“ Madeleine Delbrêls Weise, als Sozialarbeiterin zu leben, bestimmt hat. Der zweite Teil „urteilt“ zweifach: zum einen beschreibt er Grundzüge der Spiritualität Madeleine Delbrêls, aus der heraus sie sozial tätig war; zum anderen versucht er, diese Grundzüge in drei gegenwärtigen Theorien Sozialer Arbeit wiederzufinden und nachzuweisen. Gezeigt werden soll: Christliche Spiritualität als Motiv und professionelles soziales Arbeiten ist je nach gewählter Theorie mit dem sozialen Arbeiten Madeleine Delbrêls vereinbar. Der dritte Teil setzt bei der Spiritualität Madeleine Delbrêls an und fragt danach, inwieweit gegenwärtig eine darauf zurückgreifende spirituell motivierte Soziale Arbeit deren Professionalität unterstützen, wenn nicht sogar gewährleisten kann.

Das „Darin“ der Spiritualität in der Sozialen Arbeit

Ich bin von der Überzeugung geleitet, dass es für eine spirituell motivierte Soziale Arbeit kein „Daneben“ von Spiritualität braucht, da er sie im „Darin“ erlebt und ausübt. Und dass es dennoch reservierte „Zeiten der Übung“ braucht, um  – Madeleine Delbrêl zitierend – „in Bewegung“ und „in der Führung Gottes“ zu bleiben.

Harald Klein, Köln

Den Text der Arbeit können Sie unten rechts downloaden.