„Elfchen“ in der 4. Fastenwoche

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Ein Elfchen ist eine einfache Gedichtform, die aus fünf Zeilen und elf Worten besteht. Dabei hat die erste Zeile ein Wort, die zweite Zeile zwei, die dritte Zeile drei und die vierte Zeile vier Worte, die Schlusszeile wiederum hat nur ein Wort – es ergeben sich insgesamt elf Worte. Ich möchte diese knappe Form gerne nutzen, um einen oder mehrere Verse aus Lesung und Evangelium der Tage in der Bußzeit zu „fassen“. Die Regeln zur Gestaltung des Elfchens lasse ich dabei draußen vor und halte mich lediglich an den Aufbau der elf Worte.

Vierter Fastensonntag

Sieh nicht
auf sein Aussehen
und seine stattliche Gestalt,
denn ich habe ihn verworfen,
Gott sieht nämlich nicht auf das,
worauf der Mensch sieht.
Der Mensch sieht,
was vor Augen ist,
der Herr aber
sieht das Herz.
1 Sam 16,7

sehen
wie du
weitet meinen blick
und öffnet mir mein
herz

Montag der 4. Woche der Fastenzeit

Man wird nicht mehr
an das Frühere denken,
es kommt niemanden mehr
in den Sinn.
Jes 65,17

früheres
ist oft dunkel
in der erinnerung
nur es loszulassen ergibt
sinn

Dienstag der 4. Woche der Fastenzeit

Wohin der Fluss gelangt,
da werden alle Lebewesen,
alles, was sich regt,
leben können,

und sehr viele Fische
wird es geben.
Weil dieses Wasser
dorthin kommt,
werden die Fluten gesund;

wohin der Fluss kommt,
dort bleibt alles am Leben.
Ez 47,9

kommt
der fluss
zu mir oder
muss ich leben im
aufbruch

Mittwoch der 4. Fastenwoche

Ich habe dich geschaffen
und dazu bestimmt,
der Bund zu sein für das Volk,
aufzuhelfen dem Land
und das verödete Erbe
neu zu verteilen.
Jes 49,8

du
hast einen
plan für mich
der unbedingt über mich
hinausgeht

Donnerstag der 4. Fastenwoche

In jenen Tagen
sprach der Herr zu Mose:
Geh, steig hinunter,
denn dein Volk,
das du aus Ägypten heraufgeführt hast,
läuft ins Verderben.
Ex 32,7

 hinuntersteigen
den ort
meines überblicks verlassen
um unten ins ungewisse
einzutauchen

Freitag der 4. Fastenwoche

Die Frevler
tauschen
ihre verkehrten Gedanken aus
und sagen:

Lasst uns dem Gerechten auflauern!
Er ist unbequem
und steht unserm Tun im Weg.
Weish 2,1a.12

manchmal
möchte ich
im wege stehen
damit mein frevler nicht
gewinnt

Samstag der 4. Fastenwoche

Dir habe ich
meine Sache
anvertraut.
Jes 11,20

anvertraut
habe ich
meine sache und
mich selbst jetzt forme
du

Köln, 22.03.2020
Harald Klein