Ein Elfchen ist eine einfache Gedichtform, die aus fünf Zeilen und elf Worten besteht. Dabei hat die erste Zeile ein Wort, die zweite Zeile zwei, die dritte Zeile drei und die vierte Zeile vier Worte, die Schlusszeile wiederum hat nur ein Wort – es ergeben sich insgesamt elf Worte. Ich möchte diese knappe Form gerne nutzen, um einen oder mehrere Verse aus Lesung und Evangelium der Tage in der Bußzeit zu „fassen“. Die Regeln zur Gestaltung des Elfchens lasse ich dabei draußen vor und halte mich lediglich an den Aufbau der elf Worte.
Fünfter Fastensonntag
So spricht der Herr:
Ich öffne eure Gräber
und hole euch, mein Volk,
aus euren Gräbern herauf.
[…]
Ich hauche euch meinen Geist ein,
dann werdet ihr lebendig.
Ez 37,12b.14a
aus
meinem grab
heraufgerufen beginne ich
immer wieder neu mein
menschsein
Montag der 5. Woche der Fastenzeit
Da schrie
die ganze Gemeinde laut auf
und pries Gott,
der alle rettet,
die auf ihn hoffen.
Dan 13,60
ich
kann nicht
glauben dass du
rettest nur weil ich
hoffe
Dienstag der 5. Woche der Fastenzeit
Unterwegs aber
verlor das Volk
den Mut.
Num 21,4
unterwegs
gewinne ich
gefährtinnen und gefährten
mit meinem mut wächst
freude
Mittwoch der 5. Woche der Fastenzeit
Der Engel des Herrn
war zusammen mit Asarja
und seinen Gefährten
in den Ofen hinabgestiegen.
Er trieb die Flammen des Feuers
aus dem Ofen hinaus.
Dan 3,49
die
mit mir
durchs feuer gehen
sind gottes boten für
mich
Donnerstag der 5. Woche der Fastenzeit
Ich schließe meinen Bund
zwischen mir und dir
samt deinen Nachkommen,
Generation um Generation,
einen ewigen Bund:
Dir und deinen Nachkommen
werde ich Gott sein.
Gen17,7
einen
bund schließen
heißt etwas eröffnen
was sonst nur erträumt
würde
Freitag der 5. Woche der Fastenzeit
Ich höre das Flüstern der Vielen:
Grauen ringsum!
Zeigt ihn an!
Wir wollen ihn anzeigen.
Meine nächsten Bekannten
warten alle darauf,
dass ich stürze:
Vielleicht lässt er sich betören,
dass wir ihm beikommen können
und uns an ihm rächen.
Jer 20,10
bekannte
sind keine
freunde weil ihnen
die freude am wir
fehlt
Samstag der 5. Woche der Fastenzeit
Ich schließe
mit ihnen
einen Friedensbund;
es soll ein ewiger Bund sein.
Ich werde sie zahlreich machen.
Ich werde
mitten unter ihnen
für immer
mein Heiligtum errichten.
Es 37,26
zahlreich
die stimmen
in mir und
mittendrin das Angebot deines
friedens
Köln, 29.03.2020
Harald Klein