Ignatianische Spiritualität und Soziales Engagement
Ein erster Blick auf die Homepage der Jesuiten[1] zeigt, wie sehr die Sorge um Gerechtigkeit in der Welt eine Rolle in dieser im 16. Jahrhundert von Ignatius von Loyola gegründeten Gemeinschaft von Patres und Brüdern spielt. Für sie ist „Glaube (…) mehr als Gebet und Gottesdienst“[2], und unter dem Stichwort „Gerechtigkeit“ werden die Einrichtungen aufgelistet, in denen sich die Jesuiten – und mit ihnen Menschen, die geprägt sind von der Spiritualität des Ignatius – um Gerechtigkeit in der Welt mühen.
„Weltweit setzen sich Jesuiten ein für Menschen am Rande der Gesellschaft. Mit Idealismus und nüchterner Analyse versuchen die Jesuiten, ungerechte Strukturen aufzudecken und abzubauen.[3] Dies geschieht z.B. im Jesuiten-Flüchtlingsdienst (Jesuit Refugee Service), in den Freiwilligendiensten der Jesuiten (Jesuit European Volunteers, Jesuit Mission Volunteers). Die Jesuitenmission in Nürnberg ist deren zentrale Stelle des Anliegens um Solidarität mit den Notleidenden. Um den Zusammenhang von Glauben und Gerechtigkeit sorgen sich in akademischer Weise die Sozialinstitute der Jesuiten in Frankfurt/Main (Oswald-von Nell-Breuning-Institut) und in München (Institut für Gesellschaftspolitik). Der Orden behauptet von sich selbst: „Mit Idealismus und nüchterner Analyse versuchen die Jesuiten, ungerechte Strukturen aufzudecken und abzubauen.“[4]
Soziales Engagement in ignatianischen Gemeinschaften
Neben den Jesuiten gibt es andere ignatianische Gemeinschaften, seien es die Schwestern in der Congregatio Jesu oder die „Kongregation der „Helferinnen“, zu nennen sind aber vor allem die schon zur Zeit des Ignatius von Loyola (1491-1566) entstandenen Laiengemeinschaften der „Marianischen Kongregationen“, die sich 1967 zur GCL (Gemeinschaft Christlichen Lebens) zusammengeschlossen haben und eine weltweite geistliche Gemeinschaft in der katholischen Kirche bilden.
In ihren Allgemeinen Grundsätzen beschreibt die GCL ihr Charisma und ihr Ziel. Darin heißt es: „Es ist unser Ziel, engagierte Christen zu werden, die in Kirche und Gesellschaft für das Evangelium Zeugnis geben. (…) Wir sind uns vor allem der Dringlichkeit bewusst, für Gerechtigkeit einzutreten durch eine vorrangige Option für die Armen und durch einen einfachen Lebensstil, der Ausdruck unserer Freiheit und unserer Solidarität mit ihnen ist.“[5]In ihren Gruppierungen unterstütz die GCL vielfach die Einrichtungen der Jesuiten in den oben genannten Diensten. In Genf und New York schlägt die GCL als „CLC“ (= Christian Life Community) eine Brücke als Non-Profit-Organisation zu den Vereinten Nationen.
Alle auf Ignatius zurückgehenden Gruppen finden ihre „Sendung“, d.h. ihren Dienst für die Welt und ihren Ort in der Welt durch das Instrument der „Geistlichen Übungen“, die Ignatius selbst in den Jahren 1531-1544 beschrieben hat. Die „Geistlichen Übungen“ sollen in dieser Arbeit daraufhin untersucht werden, ob in ihnen seit mehr als vierhundert Jahren Bausteine für ein soziales Engagement, für einen Weltdienst der Christen vorliegen. Es wird danach gefragt, ob Ignatius und die sich auf ihn berufende Frömmigkeit Bausteine einer Theorie Sozialer Arbeit kennen.
„Theorien der Sozialen Arbeit“ treffen auf „ignatianische Spiritualität“
Letztlich sucht diese Arbeit die Frage zu beantworten, ob soziales Engagement und Soziale Arbeit eine wesensnotwendige Essens oder eine beliebige Akzidenz gelebter Igantianischer Spiritualität ist. Kann sich eine Ordens- oder eine Laiengemeinschaft, kann sich ein Ordensmann oder ein Christ auf Ignatius berufen, ohne sozial engagiert zu sein? Welche Rolle spielt die ignatianische Frömmigkeit für die Soziale Arbeit?
Harald Klein, Köln
[1] Vgl. www.jesuiten.org – Zugriff am 01.12.2011.
[2] Ebd.
[3] Ebd.
[4] Ebd.
[5] GCL: Handbuch für Verantwortliche, Augsburg 2001, 11f.
Den Text der Arbeit können Sie unten rechts downloaden.