Fronleichnam – sich zeigen und segnen

  • Auf Links gedreht - Das Evangelium
  • –   
  • –   

Kindergeburtstag und Hochzeitstag

Bei dieser Predigt brauche ich Ihre Unterstützung und Ihre Mithilfe. Wer von Ihnen kann aus dem Stand Ihren Hochzeitstag sagen? Oder den Geburtstag des jüngsten Kindes? Und wer von Ihnen kennt das Datum des Fronleichnamsfestes?

Um es einmal liturgisch ganz einwandfrei zu sagen: Fronleichnam, das Hochfest des Leibes und Blutes Christi feiern wir immer am Donnerstag der 2. Woche nach Pfingsten. Ok, das konnten Sie nicht alle so leicht wissen wie die anderen beiden, wie Hochzeitstag oder Kindergeburtstag, schließlich hat Fronleichnam ja – anders wie Weihnachten, aber ähnlich wie Ostern – kein taggenaues Datum, aber doch ein Datum, dass sich letztlich nach dem ersten Vollmond nach dem ersten Sonntag im Frühling richtet.

Ausdrücklich zeigen, was ist

Und doch gibt es etwas, was Kindergeburtstag, Hochzeitstag und Fronleichnam verbindet. Wahrscheinlich kommen Sie nicht so schnell drauf, es ist ein wenig um die Ecke gedacht, das gebe ich gerne zu. Nehmen Sie mal den Kindergeburtstag: Sie feiern am Geburtstag Ihres Kindes schlicht die Freude darüber, dass das Kind da ist, und dass Sie für Ihr Kind da sein dürfen – aber: was an diesem Tag ganz ausdrücklich gemacht und gezeigt wird, das gilt ja das ganze Jahr über. Dasselbe gilt bei der Feier des Hochzeitstages: Sie feiern Ihr Jawort zueinander, sie machen und zeigen ausdrücklich an dem einen Tag, was das ganze Jahr und die ganzen Jahre hindurch hat gelten solle: Ihr Ja zueinander.

Und jetzt Fronleichnam: Christus im Sakrament des Brotes wird in einem wertvollen Gefäß, in der Monstranz gezeigt, und wir machen uns auf den Weg, um ihn durch die Pfarrei zu tragen oder – wie hier in Mühlheim – per Schiff auf der Gottestracht am Rheinufer entlang zu zeigen. Mit der Monstranz wird dann an allen Stationen der Segen gegeben. Ausdrücklich wird an diesem Tag – wie beim Kindergeburtstag und wie beim Hochzeitstag – ausdrücklich gemacht und ausdrücklich gezeigt, was das ganze Jahr hindurch gilt.

Eucharistie feiern – zur Monstranz Christi werden

Ich staune immer wieder, wie groß Gott von uns Menschen denkt. Was wir heute mit Gottestracht, mit Prozession und Segen ausdrücklich machen und zeigen, das setzt sich ja das ganze Jahr und mit jeder Eucharistiefeier fort. Der große Unterschied – abgesehen vom Brauchtum und den besonderen Liedern: Christus im Sakrament schenkt sich uns, Sie nehmen ihn auf, und Sie werden selbst zur Monstranz. Sie sind der Goldschmuck Gottes, kunstvoll gewirkt, auf Händen zu tragen, oft den Himmel über sich, hinter den Menschen hergehend, manchmal sie leitend und führend. Das ist die eine Wahrheit, die Kindergeburtstag, Hochzeitstag und Fronleichnam verbindet: was hier ausdrücklich gemacht und gezeigt wird, gilt das ganze Jahr hindurch: Christus wird in einer Monstranz, die Sie selber sind, in und durch die eigene kleine und große Welt getragen, in der Sie leben, wirken, die sie aushalten müssen und die Sie gestalten dürfen. Du bist die Monstranz Christ, in der Christus sich der Welt zeigt – diesen ersten Satz nehmen Sie bitte gerne mal mit nach Hause.

Die Welt segnen

Und die zweite Wahrheit, die wir an Fronleichnam ausdrücklich zeigen und feiern: mit dieser Monstranz, die Christus trägt, wird Segen gespendet. Vielleicht ist das der größte Dienst, den wir als Christusträger, als Menschen, die Christus empfangen haben und in denen Christus lebt, der Welt tun können: sie segnen, ihr zum Segen werden. Was hier in Mühlheim der Weg des Schiffs ist, steht für die Wege, die Sie gehen, und die Orte, wo hier und heute angehalten und gebetet wird, steht für die Stationen, an denen Sie Halt machen, zum Wohnen und Schlafen, zum Arbeiten, zu Besuchen oder wozu auch immer. Das ist die zweite Wahrheit, die Kindergeburtstag, Hochzeitstag und Fronleichnam verbindet: was hier ausdrücklich gemacht und gezeigt wird, gilt das ganze Jahr hindurch: Durch Christus, den Sie empfangen haben, können Sie die Welt segnen, ihr Gutes zusprechen – das ist ja die Übersetzung des lateinischen „benedicere“. Durch Dich soll die Welt Zuspruch erhalten, gesegnet werden, weil Du selbst Monstranz Gottes im ganz alltäglichen Leben bist – das ist der zweite Satz, den ich Sie bitte, ihn mit nach Hause zu nehmen.

Datum – auf Deutsch: „etwas Gegebenes“

Sie erinnern sich an den Anfang? Da fragte ich Sie nach dem Datum Ihres Hochzeitstages oder nach dem Datum des Geburtsages Ihres jüngsten Kindes, und dann nach dem Datum des Fronleichnamsfestes. „Datum“ – das Wort kommt vom lateinischen „dare“, was mit „geben“ übersetzt wird. Datum ist ein passivisches Partizip, zu Deutsch meint „datum“ etwas Gegebenes“. Das, was uns mit dem Datum des Fronleichnamsfestes von Christus selbst gegeben ist, das ist er selbst. Im Evangelium hörten wir es: „Nehmt, das ist mein Leib“, und er gab den Jüngern den Kelch mit dem Wein, der für sein Blut steht. Das „Datum“, das Gegebene an Fronleichnam ist Christus selbst, wir werden zu seiner Monstranz, um als Christen seine Liebe zur Welt zu bringen und unserer Welt zum Segen zu werden. Das ist doch was, oder? Das darf sich zeigen, das kann sich sehen lassen.

Amen.

Köln, 31.05.2018
Harald Klein