Herz-Jesu-Fest – … damit wir ein Herz haben

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Votivmessen – sich heilsam erinnern

Das Herz-Jesu-Fest, am Freitag der 3. Woche nach Pfingsten begangen, hat neben der Abhängigkeit seines Termins von Pfingsten noch etwas anderes mit Pfingsten gemeinsam: Es gibt eine sogenannte Votivmesse zum Heiligen Geist, und es gibt eine Votivmesse zum Herzen Jesu, die eben am Herz-Jesu-Freitag gefeiert wird. Votivmessen sind Messen, in denen ein Glaubensgeheimnis besonders in den Blick genommen wird, oder Messen, in denen man darum betet, dass das, was gefeiert wird, auch lebendig erfahren wird. Meist liegt ihnen ein Versprechen, ein Gelübde zugrunde: Immer am ersten Freitag im Monat wollen wir des Herzen Jesu gedenken. Das Gedenken des Herzens Jesu auf einer Stufe mit Pfingsten – zumindest, was die Votivmessen angeht – es scheint ein gewichtiges Glaubensgeheimnis an der Herz-Jesu-Verehrung zu hängen.

Das offene Herz Jesu – ein Beziehungsgeschehen

Seit dem 15. Jahrhundert sind die Darstellungen des Herzen Jesu bekannt – Jesus mit offenem Herzen, oft mit der Lanze auf dem Bild, die ihm das Herz durchstoßen hat. Ursprünglich als Bild für den Opfertod Jesu, wurde das Herz-Jesu-Bild bald zu einem Beziehungsgeschehen. „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“, heißt es im Evangelium. Und „Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heils.“ Im Herzen Jesu wird die Haltung deutlich, in der er – und mit ihm der Vater – uns Menschen gegenübersteht. Was bleibt, ist in seinem Geist zu ihm hinzutreten. Das Herz Jesu feiern heißt anzunehmen, dass Jesus uns sein Herz schenkt, oder es uns zu Herzen zu nehmen, dass wir ein Herz haben.

Das Wesen der Herz-Jesu-Verehrung

Der Schweizer Jesuit Josef Stierli (1913-1999) hat zusammengefasst[1], um was es in der Herz-Jesu-Verehrung geht. Schauen Sie selbst, welcher dieser Ausdrucksformen und Grundzüge der Herz-Jesu-Verehrung Sie vielleicht ansprechen:

  • Herz-Jesu-Verehrung meint den lebendigen Glauben an die Liebe Gottes, die sich in Jesus Christus dem Menschen geschenkt hat und immer neu schenkt;
  • Herz-Jesu-Verehrung meint ein inneres „Ergriffensein“ in Gebet und Meditation von der Person Jesu Christi, dessen Liebe zum Vater und zu den Menschen sich vollendet im Kreuz und sich im Zeichen der Durchbohrung seines Herzens mitteilt;
  • Herz-Jesu-Verehrung meint vertrauensvolles Schöpfen aus dem „Quell des Lebens“ in einem sakramentalen Leben mit dem Zentrum in der Eucharistie;
  • Herz-Jesu-Verehrung meint antwortende Hingabe des ganzen Menschen aus der Tiefe seines Herzens an den Herrn, die sich ausdrückt in einer Lebensgestaltung aus den „Herzens“-Gesinnungen Christi und weitergegeben wird im selbstlosen Dienst an den Brüdern und Schwestern.

All das findet sich natürlich auch in anderen Formen der Frömmigkeit und Haltungen der Spiritualität. Die Herz-Jesu-Verehrung beansprucht für sich, wirklich in die Mitte und in die letzte Tiefe christlichen Lebens hineinführen zu können.

Was uns heute bleibt, ist, von Herzen auf den Herrn zu hören: „Kommt zu mir, heute, immer wieder“ und dann lasst uns „freudig schöpfen aus den Quellen des Heils“. Franz von Sales (1587-1622) hat es auf den Punkt gebracht: „Cor ad cor loquitur! – das Herz spricht zum Herzen. In einer „Spiritualität für Soziale Berufe“ geht es darum, diese Haltung Christi nachzuahmen: ein Herz zu haben, unser Herz denen zuzuwenden, die mühselig und beladen sind, ihnen zu begegnen, damit sie schöpfen können aus dem, was uns erfüllt, ohne Angst zu haben, leer zu werden.

Amen.

Köln, 18.06.2020
Harald Klein

[1] Vgl. Stierli, Josef (1988): Herz-Jesu-Verehrung, in: Schütz, Christian (Hrsg.): Praktisches Lexikon zur Spiritualität, Freiburg, 622-625.