Ich will Israel, meine Braut, in die Wüste hinausführen und sie umwerben

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Drei Worte aus der Lesung

Um das Jahr 500 entstand die Legende von der hl. Cäcilia, einer vornehmen römischen Christin, die mit Valerian, einem Heiden, der um ihre Hand anhielt, und dessen Bruder Tiburtius wegen ihres Glaubens gefangen genommen und dann enthauptet wurde. In den Calixtus-Katakomben vor der Stadt fand man ihren Leichnam, noch im Tode habe sie den dreifaltigen Gott bezeugt – eine Marmordarstellung zeigt, wie ihr linker Arm liegt ausgestreckt über ihrem Kopf liegt und sie drei Finger ausstreckt zum Bekenntnis des dreieinigen Gottes. Drei Worte aus der Lesung können uns in dieses Bekenntnis mit hineinnehmen.

„Ich will Israel, meine Braut, in die Wüste hinausführen und sie umwerben“

Die Wüste ist der Ort, an dem ich ausgeliefert bin. Hitze und Kälte strengen meinen Leib an, ebenso Durst und die Entbehrung allen Lebendigens um herum. Warum führt Gott die, die er liebt, in die Wüste, um sie dann zu erwerben? Die einzig mögliche Antwort ist, dass der von Gott geliebte an einem solchen Ort am deutlichsten zum einen seine Angewiesenheit auf diesen Gott spürt, zum anderen aber auch die liebende Nähe Gott, sein „Umwerben“ spüren und hoffentlich kann. Das wäre ein erster Impuls des Mitgehens mit dem Hosea-Text: Welche Erfahrungen von „in die Wüste geführt werden“ habe ich gemacht? Und wie hat Gott mich da „umworben“?

„Sie wird mir bereitwillig folgen.“

Beim ersten Wort war es Gott, der die Initiative ergriffen hat – jetzt geht es um mich! Wie steht es um meine Bereitschaft, mich in die „Wüsten“ des Lebens zu begeben? Nicht, um mir ein Kreuz aufzuladen, erst recht nicht, um einmal eine „Wüsten-Erfahrung“ zu machen, das wäre eine falsch verstandene Askese. Aber bereitwillig gehen, das wäre ein Vertrauensbeweis an Gott. Ihm bereitwillig in die Wüste folgen, das ist wie das Handeln der klugen Jungfrauen im Evangelium: mit in die Wüste nehmen, was ich habe, was ich bin – und dann warten, ob der Bräutigam kommt und wie er sich mir zeigt.

„Ich traue Dich mir an auf ewig…“

Und dann in dieser Situation des Mangels, der Hitze und der Kälte, des Durstes und der Entbehrung nicht nur Gottes Handeln an mir als einmaliges Geschehen deuten, sondern seinem Versprechen trauen: „Ich traue Dich mir an auf ewig.“ Das ist Gottes Versprechen an jeden und jede einzelne von uns und an sein ganzes Volk. Und dann der „Brautpreis“: „… um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen.“ Der Brautpreis in soziologischer Sicht besiegelt den Ehevertrag auf festliche Weise, er trägt zur Haltbarkeit der Ehe bei und er entschädigt die Herkunftsgruppe der Ehefrau für den Verlust der Arbeitskraft.

Der brautpreis wird zur Mitgift, die wir Gott zurückgeben können: Gerechtigkeit und Recht, Liebe und Erbarmen wird Israel, Gottes Braut, mitgegeben, damit sie in der liebenden Beziehung zum Bräutigam, zu Gott, wirksam werden können – für alle die, die mit dieser Braut, die mit Gottes Volk in Verbindung stehen.

Unser Bekenntnis zum dreieinen Gott

Vielleicht unterscheidet uns das von der hl. Cäcilia. Sie hat im Tod die drei Finger hochgehalten im Bekenntnis zu dem dreieinen Gott. Wir halten nicht drei Finger, sondern vier Haltungen hoch: Gerechtigkeit und Recht, Liebe und Erbarmen – weil sie für uns Gottes Brautpreis darstellen, und weil wir in diesen Haltungen unseren Glauben an und unser Leben aus und mit dem dreieinen Gott bekennen.

 

Köln, 22.11.2018
Harald Klein