Lyrik, die mich findet und mir Worte schenkt – 2025

  • Aus der Reihe getanzt - Gedankensplitter
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Um was es geht

Es mag den einen oder anderen Tag geben, an dem mir Lyrik in ihren vielen Formen nicht begegnet – eine Woche, geschweige denn einen Monat ohne Lyrik kenne ich nicht. Vielfach werden die kleinen und kurzen Texte dann in anderes „eingebaut“ – dabei könnte es geschehen, dass sie ihres Eigenwertes verlustig werden.

So möchte ich in diesem Jahr beginnen, die Sammlung „Ein Gedicht, zum Beten geeignet“ einerseits zu erweitern. Andererseits werden die „Newcomer“ unter den Gedichten hier aber zeitlich zugeordnet und Monat für Monat als „aktuelles Thema“ in Erinnerung und in den Blick gebracht.

Auf dass die Freude an Sprache, an Bild und an Bildsprache geweckt und gefördert werde.

Köln, 01.02.2025
Harald Klein

Monatsgedichte im Januar 2025

Juliane Liebert: grob gefasst[1]

grob gefasst ist
das menschliche Herz
ein kegelförmiges, muskulöses
hohlorgan
in etwa so groß wie die faust
des betreffenden

Heiner Müller: Ich kann dir die Welt nicht zu Füßen legen[2]

Ich kann dir die Welt nicht zu Füßen legen
Sie gehört mir nicht. Ich werde dir keinen Stern
Pflücken:
Ich habe kein Geld für Blumen und keine Zeit
Verse zu machen nur für dich: mein Leben
Wird so und so zu knapp sein für ein ganzes.
Wenn ich dir sage: für dich werd ich alles tun
Werde ich dir eine Lüge sagen. (Du weißt es)
Ich liebe dich mit meiner ganzen Liebe.

 

[1] aus: Liebert, Juliane (2021): ieder an das große nichts, Berlin; in: Worms, Oliver (Hrsg.) (2024) Dreizehn + 13 Gedichte, Themenheft Liebe, Hamburg, 118.

[2] in: Worms, Oliver (Hrsg.)(2024) Dreizehn + 13 Gedichte, Themenheft Liebe, Hamburg, 108.