Ostern: Ulla Hahn – Im Frühling erwachen

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Der Grundton: Zitat aus dem Tagesevangelium

Da ging auch der andere Jünger,
der als Erster an das Grab gekommen war, hinein;
er sah und glaubte.

Joh 20,8

Die Terz: Ein lyrischer Konnex

Im Frühling erwachen

Das geheime Licht schleicht sich ran
und wir fühlen den frischen Wind
In unseren Hirnen. Lernen wieder die Sprache

der Zunge der Augen der Nase tauen
das Grün aus den Wintereisen verwünschen
den düsteren Himmel ins Blau. Dreist

versuchen wir uns an den Noten der Drossel
stottern Amselvokabeln: Viel Glück! Viel Glück!
Immer weiter und blauer der Himmel

je länger wir üben: Wundern
Wunden entgegen offen
halten beides

Aus: Hahn, Ulla (2013): Gesammelte Gedichte, München, 615.

Die Quint: Was ins Klingen kommt

in den spiegel
wie in ein grab
hineinsehen

mit meinen augen
in meinen augen
sehen
was verwundet ist
wer verwundet ist
ahnen
was gestorben ist
wer gestorben ist

ostern ist
erst das grab offen halten
dann vielleicht sehen dass es leer ist

ostererwachen
ich will es üben
wundern wunden entgegen
und offen halten
beides

Köln, 08.04.2023
Harald Klein