Radikale Akzeptanz

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Bevor Du die Zitate liest…

… halte kurz inne und spüre dem nach, was das Wort „Akzeptanz“ an Gefühlen, Bildern und Erinnerungen bei Dir wachruft. Was nimmst Du wahr – bitte ohne zu bewerten!

Vier Zitate aus dem Benediktushof Holzkirchen[1]

Wir lesen die vier Zitate mit einer kleinen Pause dazwischen unkommentiert reihum vor. Nimm einfach wahr, bei welchen Worten, Phrasen, Aussagen du angerührt wirst. Diesem Gerührt sein“ gehe nach, lass es heute mitgehen.

  • „Radikale Akzeptanz als Haltung […] bedeutet: Offen und ehrlich ja sagen zu dem, was ist. Es ist ein aktives Annehmen, Einwilligen und Einverstanden sein. Radikal heißt vollkommen, von unserem wahren Wesen aus, vollständig.“

 

  • „Radikale Akzeptanz heißt eben nicht, gleichgültig zu werden, alles gutzuheißen und nichts mehr verändern zu wollen. Im Gegenteil, wir sind dazu aufgerufen, immer wieder auch von unseren Kissen[2] aufzustehen und zu tun, was zu tun ist.“

 

  • „Radikale Akzeptanz alleine ist aber nicht vollständig. Zu ihr gehört das Loslassen, um daraus eine vollkommene Handlung zu machen. Es ist der tiefen Weisheit und Erkenntnis geschuldet, dass es überhaupt nichts gibt, was ich wirklich ernst nehmen könnte, vor allem nicht mich selbst. Habe ich das geklärt, kann ich auch immer wieder lachen. Und dennoch das tun, was notwendig ist, um Menschen und die ganze Schöpfung von ihrem Leid zu befreien. Die Achtung vor dem Leben und ein sich entwickelndes Mitgefühl sind dabei unerlässlich.“

 

  • „Radikale Akzeptanz und Loslassen als geistige Handlung korrespondieren mit unserem körperlichen Prozess des Atmens. In jedem Einatmen nehmen wir an – uns selbst und die Welt. Wenn wir unseren Einatem nicht voll kommenlassen, schneiden wir uns ab von dem Leben, das wir sind. Das, was wir immer wieder neu sind, in jedem Augenblick. In jedem Ausatem lassen wir los, halten nichts mehr fest, lassen des Leben fließen, so, wie es fließt. Wenn wir unseren Ausatem nicht vollkommen lassen, engen wir uns ein und beschränken das Leben, das sich gerade als die Form lebt, die wir sind.“

 

Impulse für den heutigen Weg

Zu Beginn kann ein Austausch über die Wahrnehmungen zum Begriff „Akzeptanz“ interessant sein.

Welche Worte, Phrasen, Aussagen aus den Zitaten haben Dich angerührt? Wo docken sie an in Deinem gegenwärtigen Leben und Erleben? Was löst dieses Andocken bei Dir aus?

Für die gemeinsame Mittagspause: „Kein Mensch hat die Macht, alles zu bekommen, was er will, aber es steht in jedermanns Macht, nicht zu wollen, was er nicht hat, und fröhlichen Mutes das zu nutzen, was er hat.“[3]

Köln, 11.06.2021
Harald Klein

[1] Quelle: Manfred Rosen [online] https://www.benediktushof-holzkirchen.de/radikale-akzeptanz/ [10.06.2021]

[2] gemeint sind die Meditationskissen in den Übungsräumen des Bendiktushofs und zu Hause.

[3] Seneca, Moralische Briefe, 123.3, zit. in Holyday, Ray / Hanselman, Stephen (102021): Der tägliche Stoiker, 366 nachdenkliche Betrachtungen über Weisheit, Beharrlichkeit und Lebensstil, München, 268.