Taufe des Herrn – Du bist geliebt!

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Dem Herrn einen Weg bahnen

Am Ende der Weihnachtszeit gibt es wieder einmal eine ganze Anzahl von Lesungen zur Auswahl. Es scheint, als wolle die Leseordnung – man verzeihe dieses Wort – denen, die liturgisch dieses Ende feiern, die Möglichkeit einräumen, das zu wählen, was das Erleben der Weihnachtszeit am Ehesten zusammenfasst.

Der Dreischritt des „Einatmens. Ausatmens. Weitermachens“ war der rote Faden, der die Advents- und Weihnachtzeit durchzogen hat. Und er soll auch diesen Abschluss gliedern.

Was bleibt von Weihnachten in diesem und für dieses Jahr, dessen Schwelle vor knapp zwei Wochen überschritten wurde? Die erste Lesung, die ich wähle, beginnt mit dem Aufruf „Tröstet!“ Vielleicht kann „Trost“ das Wort sein, das einatmend eine Richtung weist. Den Trost der Weihnacht, des „Immanuel“, des „Gott mit uns“ tief in sich aufnehmen, und ihn ausatmend all dem und all denen zukommen lassen, das bzw. die diesen Trost brauchen. Und damit, darin weitermachen. Atmend dem Bild nachgehen, dass jedes Tal sich heben, dass jeder Berg sich senken möge, dass das Krumme gerade und das Hügelige eben werde. Atmen, leben in der Zusage des Herrn, dass nach diesem Weihnachten sich die Herrlichkeit des Herrn offenbare. Es ist zu diesem Zeitpunkt weniger das eigene Tun und vielmehr die Erwartung, die Haltung der Hoffnung und des darin liegenden Trostes, dass dies geschehen mag. Es ist diese nach-weihnachtliche und schon wieder adventliche Haltung, die dem Herrn den Weg ins eigene Leben und Erleben zu bahnen vermag.

Einer, der stärker ist als ich

Diese Haltung korrespondiert mit der Haltung des Volkes und des Täufers im Evangelium. Das Volk sei voll Erwartung gewesen, so beginnt das Evangelium, und die Frage wird laut, ob Johannes nicht selbst der sei, den man voll Hoffnung erwarte. Die Größe des Johannes liegt darin, dass er über sich hinausweist. „Ich taufe nur mit Wasser, es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird Euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Wieder ein Wort zum Atmen: „Komm!“ Einatmend um das Kommen dessen bitten, der mich mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen möge, wieder, neu. Und ausatmend alles und alle loslassen, das und die genau dieses Heiligen Geist brauchen. Das und die ausatmend hinhalten, das und die neu vom Feuer Gottes entfacht werden sollen. Und in dieser Haltung weitermachen mit dem, an dem und mit denen ich gerade unterwegs bin.

Die Größe des Johannes korrespondiert mit dem „sich entäußernden“ Jesus, um das Paulus-wort aus dem Philipper-Hymnus zu gebrauchen. „Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen“, schreibt Lukas. Der, dessen Kommen erwartet wird, reiht sich ein unter die, die dieses Kommen erwarten. Diese Szene des Evangeliums ist eine Weiterführung der Menschwerdung Gottes. Er ist mehr „einer von uns“ geworden als der zu sein, zu dem wir gehen und aufschauen.

Ein Sternen-Wort: Du bist geliebt

Und so, nur so, ist es redlich, das, was bei SEINER Taufe geschieht, auch für UNSERE Taufe gelten lassen zu dürfen, als Gottesgeschenk annehmen zu dürfen. So, wie der Heilige Geist sichtbar in Gestalt einer Taube auf IHN herabkam, genau so kommt der gleiche Heilige Geist auf die herab, denen ER sich eingereiht, zugesellt hat. Und dann die Stimme, die IHM gilt: „Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Gefallen gefunden.“ Sie gilt genauso denen, die mit IHM eingereiht sind, die IHM den Weg gebahnt haben. Es ist die Verbalisierung, die „Wart-Werdung“ des Sternes, denen die Sterndeuter, die Könige gefolgt sind: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter, an Dir habe ich Gefallen gefunden.“

Was bleibt nach Weihnachten von Weihnachten?

Was bleibt im Dreischritt des „Einatmens. Ausatmens. Weitermachens.“ von Weihnachten? Vielleicht das Einatmen des „Ich bin geliebt.“ Und im Ausatmen diese Liebe zurückgeben: „Du bist geliebt.“ Und dann in dieser Haltung weitermachen. Im Heiligen Geist, mit dem Feuer, in dem ich neu und wieder getauft bin, „christusgleich“ und „Christus gleich“ weitermachen. In der Banalität des Alltags genauso wie in den Hoch-Zeiten des Lebens. In den Begegnungen mit anderen genauso wie in der Begegnung und in der Auseinandersetzung mit mir selbst. Das Wort des Petrus, das Lukas ihm in der zweiten Lesung in den Mund legt, kann Weisung, Stütze, Richtung geben: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.“ Dieses Universalismus „christusgleich“ und „Christus gleich“ im Kleinen wie im Großen leben, einatmend, ausatmend, weitermachend – das kann von Weihnachten bleiben.

Bangalore/Indien, 13.01.2019
Harald Klein