„Tut alles zur Verherrlichung Gottes“ (1 Kor 10,31) – 1. Teil

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Über Karneval auf Baltrum

Gottesdienst feiern auf Baltrum am Karnevalssamstag. Wir sind zu Dritt seit Donnerstag auf der Insel. Und die Insel ist leer, Inselferien für die Kinder. Die, die als Gäste kommen, sind wahrscheinlich Karnevalsflüchtlinge, so wie wir drei. Beinahe alle Restaurants sind zu, die Geschäfte haben, wenn überhaupt von 9:30-12:00 h auf, Lebensmittelmärkte nochmal am Nachmittag zwei Stunden. Was, so könnte man fragen, was um Himmels willen tun wir hier?

In diesen Kontext hinein hören Sie mal das Wort des Paulus: „Brüder! (und ich ergänze: Schwestern!), ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: tut alles zur Verherrlichung Gottes.“

„Tut alles zur Verherrlichung Gottes…“- Alles?

Gut, wir Drei, Markus, Thomas und ich sitzen tagsüber mit den Laptops am Tisch und arbeiten ein wenig an dem herum, was uns gerade beschäftigt. Ist das „zur Verherrlichung Gottes“? Wir gehen ab und an mal eine Runde, oder kaufen Brot, Wurst und Käse ein – ist das „zur Verherrlichung Gottes? Oder sitzen abends beim Bier oder Wein und erzählen – „zur Verherrlichung Gottes“?

Wie ist das bei Ihnen, hier auf der Insel, oder aus den Städten, Dörfern, Häuser, aus denen Sie kommen und in die Sie wieder zurückkehren? Leben, arbeiten, reden, schweigen, handeln Sie da „zur Verherrlichung Gottes“?

Ignatianisch unterscheiden

Die ignatianische Spiritualität lädt immer wieder zur Unterscheidung ein. Es gibt einen Unterscheid zwischen einem expliziten, einem ausdrücklichen Tun, das der Verherrlichung Gottes dient, und einem impliziten, einem mitlaufenden Tun, in dem Gott verherrlicht wird.

Explizit Gott verherrlichen: das tun wir gerade hier, gemeinsam, im Hören auf Gottes Wort, in der Hoffnung, der Freude daran, dass er in Brot und Wein gegenwärtig ist, im Singen, im Schweigen, in der gemeinsamen Ausrichtung auf ihn hin. Manch anderes mag Ihnen einfallen, mit dem Sie explizit, ausdrücklich Gott verherrlichen.

Aber davon redet Paulus nicht. Er redet vom Essen, vom Trinken und davon, etwas anderes zu tun, und darin Gott zu verherrlichen. Er redet von dem, was Sie hier auf der Insel oder zu Hause tun dann, wenn Sie eben gerade nicht im Gottesdienst – oder so – sind.

Gott verherrlichen als „mitlaufendes Tun“

Wie geht das, implizit, in einem mitlaufenden Tun, Gott zu verherrlichen? Die Antwort steht im Evangelium, in einem einzigen Wort. „Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: ich will es, werde rein!“

Jesus berührte ihn! So geht das mit dem impliziten, dem mitlaufenden Tun, in dem ich, in dem Sie Gott verherrlichen, einfach im Alltäglichen. Es braucht Ihrer-, unsererseits nur die Haltung, das Alltägliche mit ihm in Berührung zu bringen. Und es braucht den Glauben, dass Jesus uns, Sie, mich durch das Alltägliche berühren will, damit wir heil werden.

„Tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ – das sind die Momente des Genießens und der Dankbarkeit darüber, was ist: der Rückzug auf die Insel, die Stille, die Freude, mit liebgewordenen Menschen unterwegs zu sein. Das sind die Momente der Traurigkeit und vielleicht der Klage, dass es Zerstörtes, Gebrochenes und Gebrochenheiten im eigenen Leben gibt. Das sind die Pläne und Entwürfe, die ich habe, und das ist die Hoffnung, auch dann getragen zu sein, wenn mir der Boden unter den Füßen entzogen scheint.

In allem Gott suchen und finden

„Tut alles zur Verherrlichung Gottes“ – das ist die Antwort auf ein Grundwort des Ignatius von Loyola: „In allem Gott suchen und finden“. In der Haltung, das was ist, mit Jesus in Verbindung zu bringen, es von Jesus berühren zu lassen, es als aus seiner Hand kommend zu empfangen – so geschieht implizit, im mitlaufenden Tun eine Verherrlichung Gottes. Sie merken, es kommt vor allem auf die Haltung an, das Tun ist dem untergeordnet.

Die Tage des Rückzuges auf die Insel können ein guter Zeitraum sein, sich in diese Haltung einzuüben.

Amen.

Harald Klein, Köln