Militärakademie vs. Leben als Kunstwerk
1883 in Temesvàr geboren, musste der junge Franz Xaver Kappus auf Wunsch des Vaters zunächst eine Kadettenschule und dann die Militärakademie besuchen. Er suchte ein Gegengewicht in der Poesie, und er begann 1902 einen Schriftwechsel mit dem von ihm hoch geschätzten Rainer Maria Rilke. In die Erfahrungen der Militärakademie, eines Lebens, das wie ein Krieg geführt wird, zeichnete Rilke in seinen Briefen an Kappus das Bild vom Leben als Kunstwerk. Gegen den Drill des Militärischen liest Kappus bei Rilke ganz andere Töne; Leben und Lebensführung kommt eher dem Dichten, der Poesie als dem Kriegsdienst gleich.
Briefe an einen Jungen Dichter, oder das Leben (neu) „dichten“
Man muss nicht auf einer Militärakademie sein, um das Leben als Kriegsdienst zu empfinden. Es hat gutgetan, die Rilke-Briefe so zu lesen, als seien sie mir, als seien sie uns geschrieben. Und der Austausch über die Aktualität der Bildsprache Rilkes öffnet neue Sichtweisen. Wo die einen Grenzen verteidigen, öffnet Rilke und die Seinen diese Grenzen, öffnet Tore und zieht aus ins Leben.
Die Zitate auf der „Verw:ortet“-Seite sind entnommen aus [online| Rilke, Rainer Maria (o.J.): Briefe an einen Jungen Dichter [online] http://inyaz-surgut.ru/d/926228/d/rilke-briefe-an-einen-jungen-dichter.pdf [07.06.2021], die Seitenzahlen sind dort in Klammer angegeben.