Zwischen Ansporn zum Mitmachen und schamhaftem Belächeln
Ein mir lieber Freund sprach mich vor zwei Monaten auf das Buch und auf Harald Welzer an, den ich bislang nicht kannte. Weniger wegen des Stilmittels eines „Nachrufes auf mich selbst“ als wegen des im Untertitel aufgeführten Begriffs der „Kultur des Aufhörens“ griff ich zum Buch.
Kein Wunder, dass der 28jährige Freund mir dieses Buch empfahl: In der Generation der 20-30jährigen zeichnet sich nicht nur ab, dass Vertagen, Konferieren, Versuche einer Beschlussfassung nicht mehr in der Lage sind, die bedrängenden Fragen der Zeit zu beantworten, geschweigen denn, sie zu lösen. Es gilt in Vielem, einfach aufzuhören – was eben nicht „einfach“ ist. Diese Generation beginnt es meiner Generation vorzumachen – und irgendwo zwischen Ansporn zum Mitmachen und schamhaftem Belächeln ordne ich mich ein, haben wir uns einzuordnen.
Es war ein Herzinfarkt und die damit verbundene Neudeutung des Faktischen, dass den 1958 geborenen Soziologen, Sozialpsychologen und Publizisten Harald Welzer nach einer „Kultur des Aufhörens“ fragen ließ. Mit dem Mittel eines „Nachrufs auf sich selbst“ stellte er die grammatisch schwierige Frage nach einem Entwurf dessen, wie man sich entwickelt haben werden wolle. Dieser „Nachruf auf sich selbst“ bildet eine Rückschau aus einer imaginierten Zukunft – und bricht so die Diktatur der Gegenwart.
Eine ausführliche Rezension des „Nachruf auf mich selbst“ von Harald Welzer finden Sie hier. Seine „Zwölf Merksätze zur Beantwortung der Frage: Wer will ich gewesen sein?“ finden Sie ebenfalls in der Rezension. – Auf der „Verw:ortet“-Seite verweisen die Seitenzahlen (in Klammern nach den dort gelisteten Zitaten) auf das oben angegebene Buch. Diesen Beitrag zu „verw:ortet im Juni 2022“ können Sie hier herunterladen
Köln, 01.06.2022
Harald klein