Wege zu einer guten Entscheidung

  • Anstößig - Darüber lohnt es zu reden
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Hintergrund:

Auf dieser Tour soll es um Entscheidungen gehen, egal, ob sie noch vor uns liegen und offen sind, ob sie schon getroffen sind und überprüft werden können, ob Du gerade mittendrin stehst und die Zeit zur Orientierung nutzt, oder ob Du Dich heute an eine Entscheidungsfrage herantraust, die eben entschieden werden will, und bei der Dir Zugang oder Mut fehlen.

Der Impuls greift auf einen Artikel von Johannes Maria Steinke zurück, damals Mitglied des Jesuitenordens. Der Artikel erschien 2002 in der Zeitschrift „Geist und Leben“ zur Spiritualität der Jesuiten und kann hier als Download heruntergeladen werden. Steinke schildert, wie Ignatius von Loyola die Entscheidungssituation „kultiviert“ hat.

Zur Einstimmung auf das Wandern – in einer stillen Zeit:

Die dreifache Vorbereitung einer guten Entscheidung:

  1. Die Fragestellung klar formulieren: Worüber will ich genau entscheiden?
  2. Eine breite Sicht auf das Problem entwickeln: Alle möglichen Alternativen oder Wahloptionen in Betracht ziehen (erg.: die Situation des Tetralemma: Das Eine – das Andere – Beides – Keins von beiden, zus.: Dies nicht und auch das nicht / eine ganz andere Alternative wählen)
  3. Die innere Freiheit/die inneren Widerstände erspüren und benennen; die innere Freiheit vs. Formen der Unfreiheit, z.B. Ängsten, Zwängen, Vorlieben abwägen.

Im Gespräch können wir uns die Fragestellung hinsichtlich der gewählten Entscheidung vorstellen, die Palette der Alternativen benennen und uns im Eingespanntsein zwischen Freiheit und Unfreiheit positionieren.

Für ein inneres Weiterarbeiten: Sieben Kriterien für eine gute Entscheidung

Entscheidungen sind dann gut getroffen, wenn der Verstand, die Gefühlswelt und die spirituelle Ebene beteiligt sind. Von daher ergeben sich seine Kriterien im Prozess der Entscheidungsfindung:

  1. Die Frage nach dem Nutzen: wem nutzt meine Entscheidung? Schadet sie ggf. jemanden?
  2. Die Frage nach der Vernünftigkeit: Habe ich gute Gründe und Argumente, die ich mit anderen auch besprechen kann?
  3. Die Frage nach der Kontinuität: Steht meine Entscheidung in Kontinuität mit den Grundentscheidungen meines Lebens und dem, was ich als gut, wichtig, wertvoll erkannt habe?
  4. Die Frage nach der Zeit und der Kraft: steht mir genügend Zeit, genügend Kraft zur Verfügung, die Entscheidung umzusetzen?
  5. Die Frage nach der Ehrlichkeit: Kann ich mir alle meine Motivationen eingestehen, könnte ich sie einer Person meines Vertrauens alle erzählen? Wenn ich welche verschweigen möchte, warum?
  6. Die Frage nach dem inneren Frieden: Wenn das Gefühl bei der Wahl einer Alternativen ein innerer Friede ist, wenn innere Stimmigkeit sich zeigt, ist das ein gutes Zeichen.
  7. Die Frage nach dem guten inneren Gefühl trotz Widerständen: wenn auch augenscheinlich schmerzliche Entscheidungen zu einem guten inneren Gefühl, zu innerem Frieden trotz Widerständen führen, dann darf ich diesem guten Gefühl trauen. Wenn sich Abscheu oder Widerwille einstellt, ist von dieser Alternativen abzuraten.

Drei gute methodische Hilfen

  1. Um inneren Abstand zu gewinnen: Was würdest Du einem Freund raten, der in der gleichen Situation ist?
  2. Um genauer abwägen zu können: Die anstehende Entscheidung in ihren Alternativen mit viel Zeit und Ruhe durchspielen, nach Gefühlen fragen, sich einstellende Freiheit und Zwänge bemerken, die verschiedenen Wahlmöglichkeiten aufschreiben, Pro bzw. Contra auflisten und abwägen.
  3. „Schließlich schlägt Ignatius vor, sich in seine Todesstunde vor zu versetzen und sozusagen aus der Perspektive des Absoluten sein Leben zu betrachten: Möchte ich diese Entscheidung auch, wenn ich auf dem Totenbett liege, so getroffen haben?“ (Johannes Maria Steinke)

Köln , 12.10.2021
Harald Klein