Der Sendungsauftrag der GCL
„Als Glieder des pilgernden Gottesvolks sind wir von Christus gesandt, allen Menschen durch unsere Gesinnung, unsere Worte und Werke Zeugnis von Ihm zu geben und immer mehr in Seine Sendung hineinzuwachsen.“
Wenn das achte Kapitel der Allgemeinen Grundsätze der GCL mit diesen Worten beginnt, so könnte der Vers aus dem Ersten Korintherbrief eine Art „Tiefenbohrung“ sein: wir sollen Zeugnis von Ihm geben, und zwar von Ihm als dem Gekreuzigten. Wenn es an uns ist, immer mehr in Seine Sendung hineinzuwachsen, dann lenkt dieser Vers unseren Blick auf das Hineinwachsen in die Sendung des Gekreuzigten.
Mit diesem Vers kann das Beten des einzelnen in der GCL, aber auch das Beten der Gruppe und der Gruppen gelenkt, focusiert werden.
Eine Sendungsgemeinschaft
Schön, das Paulus hier vom „Wir“ der Sendungsgemeinschaft spricht. Gerade wenige Verse vorher schalt er die Korinther noch wegen der Spaltungen in der Gemeinde (vgl. Werkheft 2/2008), jetzt redet er schon wieder versöhnt vom „Wir“. Es ist, als wolle er die Sendungsgemeinschaft betonen, in der jeder einzelne seinen Platz hat. Allerdings ist klar: die Mitte ist Christus, um ihn herum sammeln sich jeder einzelne und alle zusammen. Und als wolle er das Geheimnis der Kirche schon vorweg nehmen, betont Paulus: Nicht der einzelne in Korinth– oder in unseren Gruppen – verkündet Christus als den Gekreuzigten, sondern das „Wir“, übertragen: die Gruppe als Ganzes. Allein schon dieses „Wir“ in der Verdeutlichung und Klarstellung des Paulus stellt die Frage an den einzelnen, an die Gruppen, an die Regional-, die National-, die Weltgemeinschaft: welchen Christus verkünde ich, verkünden wir? Was, wie wirkt der Gekreuzigte in mir, in uns, durch mich, durch uns?
Paulus fährt mit einem Auftrag, mit einer Selbstaussage fort: Wir verkünden! Und bevor es an den Inhalt der Verkündigung geht, wieder eine kleine Pause zum Nachdenken, zum Betrachten, an den einzelnen, an die Gruppe, die Regional-, die National-, die Weltgemeinschaft: sind wir da bei Paulus? Geschieht durch uns Verkündigung? Und wenn Ja, wie? Im Wort? In der Tat? Im stillen Gebet? Hat das Kreuz, hat der Gekreuzigte einen Platz in der Verkündigung im privaten Leben, im Leben der Gruppe und in der je größeren Gemeinschaft? Und Achtung: Es geht um die Verkündigung, nicht um die Betrachtung!
Und jetzt schließt Paulus ab mit dem Objekt der Verkündigung, mit dem Inhalt dessen, dass nicht er allein, sondern dass das „Wir“ verkündigt: Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten.
Sein Herz verschenken und auf die Wege achten
Am Herz-Jesu-Fest heißt es in einer Antiphon in den Laudes: „Mein Sohn, schenke mir dein Herz, lass deine Augen auf meine Wege achten.“ Aus dem Reichtum schöpfen und dabei die GCL im Blick haben – welchem Jesus schenke ich da mein Herz, und welche Wege schaue ich gern und immer wieder an? Ist da der Kreuzweg, ist da der Gekreuzigten dabei, dem ich mein Herz schenke, auf dessen Wege ich achte?
Aus dem Reichtum schöpfen – nach dem Reichtum der Hl. Schrift und dem Reichtum der Kirche soll hier der Reichtum der GCL in den Blick kommen – welchem Christus schenke ich da mein Herz, und welche Wege schaue ich immer wieder an? Ist da der Kreuzweg, ist da der Gekreuzigte dabei, dem ich mein Herz schenke, auf dessen Wege ich achte?
Aus dem Reichtum schöpfen – nach dem Reichtum der Heiligen Schrift und dem Reichtum der Kirche soll hier der Reichtum der GCL in den Blick kommen.
Die Wege der unbegrenzten Möglichkeiten
Noch einmal ein Blick in das achte Kapitel der Allgemeinen Grundsätze: „Unser Leben ist von seinem Wesen her apostolisch. Die Möglichkeiten der Sendung der GCL sind unbegrenzt. Sie erstrecken sich auf die Kirche ebenso wie auf die Welt. Sie richten sich darauf, allen Menschen die frohe Botschaft der Erlösung zu bringen und dem einzelnen wie der Gesellschaft im Ganzen zu dienen, indem wir Menschen zur inneren Umkehr bewegen und uns für die Veränderung von Strukturen der Unterdrückung einsetzen.“
Kann es sein, dass Paulus uns in der GCL mit seinem Wort an die Korinther mahnt, nicht so sehr das Gewicht auf das „Bewegen zur inneren Umkehr“ zu legen?
Kann dieses Wort nicht den Blick auf den zweiten Teil lenken: sich einsetzen für die Veränderung von Strukturen der Unterdrückung?
Wege im Gebet
Es lohnt sich, im eigenen Gebet, in der Gruppe der Frage nachgehen, wo heute Begegnung mit Christus als Gekreuzigtem geschehen ist – und dem Gekreuzigten die Stimme leihen, mit ihm, aber auch für ihn reden, mich allein, besser: uns als Gruppe einsetzen.
Wer Jesus Christus als den Gekreuzigten verkündet, kommt nicht daran vorbei, aus die zu nennen, die ihn als Kreuz geschlagen haben. Um dieser Angst zu begegnen ist es gut, um die Sendungsgemeinschaft zu wissen – ich bin sicher, dass die GCL eine noch tiefere Verbundenheit nach innen erführe, würde sie sich diesem Wagnis stellen; und ich bin sicher, dass sie ihrer Sendung dadurch mehr und mehr nachkäme, wenn sie sich von Paulus anstecken ließe: Wir verkünden Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten.
Harald Klein, Königstein