„Elfchen“-Predigten
Ein „Elfchen“ ist eine einfache Gedichtform, die aus fünf Zeilen und elf Worten besteht. Dabei hat die erste Zeile ein Wort, die zweite Zeile zwei, die dritte Zeile drei und die vierte Zeile vier Worte, die Schlusszeile wiederum hat nur ein Wort – es ergeben sich insgesamt elf Worte. Ich möchte diese knappe Form gerne nutzen, um einen oder mehrere Verse aus Lesung und Evangelium der Tage in der Bußzeit zu „fassen“. Die Regeln zur Gestaltung des Elfchens lasse ich dabei draußen vor und halte mich lediglich an den Aufbau der elf Worte.
Aschermittwoch
Kehrt um zu mit von ganzem Herzen
mit Fasten, Weinen und Klagen.
Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider,
und kehrt um zum Herrn, eurem Gott.
Joel 2,12f
umkehren
wohin das
wohl führen soll
ich wüsste es gern
ehrlich
Donnerstag nach Aschermittwoch
Leben und Tod
lege ich dir vor,
Segen und Fluch.
Du aber wähle das Leben,
damit du lebst,
du und deine Nachkommen.
Dtn 30,19
wählen
darf ich
nein muss ich
zwischen leben und tod
verdammt
Freitag nach Aschermittwoch
Nein, das ist ein Fasten,
wie ich es liebe:
die Fesseln des Unrechts zu lösen,
die Stricke des Jochs zu entfernen,
die Versklavten freizulassen,
jedes Joch zu zerbrechen,
an die Hungrigen dein Brot auszuteilen,
die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen,
wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden
und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.
Jes 58,6f
du
sagst mir
was fasten ist
ich höre in mich
hinein
Samstag nach Aschermittwoch
Man nennt dich den Maurer,
der die Risse ausbessert,
den, der die Ruinen
wieder bewohnbar macht.
Jes 58,12
schau
ich zerreiße
und ich ruiniere
vieles in meinem leben
hilf
Köln 26.02.2020
Harald Klein