Eine Liebeserklärung an das Pfingstfest

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Pfingsten im Katechismus (bitte durchhalten beim Lesen!)

Sie können auf die Frage nach Pfingsten verschiedene Antworten bekommen. Der Katechismus der Katholischen Kirche (Nr. 731f) erklärt Pfingsten mit folgenden Worten:

„Am Pfingsttag (am Ende der sieben Osterwochen)
vollendet sich das Pascha Christi in der Ausgießung des Heiligen Geistes.
Dieser wird als göttliche Person offenbar, gegeben und mitgeteilt.
Christus der Herr spendet den Geist in Überfülle (vgl. Apg 2,33).
An diesem Tag wird die heiligste Dreifaltigkeit voll und ganz geoffenbart.
Seit diesem Tag steht das von Christus angekündigte Reich Gottes allen offen, die an ihn glauben.
Obwohl Mensch aus Fleisch und Blut,
haben sie im Glauben schon Anteil an der Gemeinschaft der heiligsten Dreifaltigkeit.
Durch sein unaufhörliches Kommen lässt der Heilige Geist die Welt in die ‚letzten Zeiten‘, die Zeit der Kirche eintreten: Das Reich Gottes wird schon als Erbe empfangen,
ist aber noch nicht vollendet.“

Pfingsten im Lied (hier darf man sich freuen!)

Aha! Kirchenamtlich gnadenlos richtig. Aber für eine Spiritualität für Soziale Berufe nicht wirklich hilfreich. Da gefällt mir Marie Luise Thurmairs (1912-2005) Pfingstlied „Der Geist des Herrn erfüllt das All“ und darin die vierte Strophe doch entschieden besser. Thurmair schrieb den Text dieses Liedes während des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1941 in Innsbruck, in dem Jahr, in dem sie Georg Thurmair heiratete. Erst nach dem Krieg wurde das Lied 1946 zum ersten Mal editiert, 1975 wurde es in das deutschsprachige Gotteslob unter GL 249 aufgenommen, im Nachfolgeband findet sich das Lied unter GL 347. Der Text der vierten Strophe lautet:

„Der Geist des Herrn durchweht die Welt gewaltig und unbändig.
Wohin sein Feueratem fällt, wird Gottes Reich lebendig.
Da schreitet Christus durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid,
Gott lobend. Halleluja.“

Was folgt für eine „Spiritualität für Soziale Berufe“?

„Der Geist des Herrn durchweht die Welt…“ – da, wo wir stehen, arbeiten, eingesetzt sind, da weht Gottes Geist, gewaltig, unbändig. Eine Fortsetzung der Geschichte der Himmelfahrt Jesu und der Worte der Engel: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ Nicht der Himmel, auch nicht die Kirche, die Welt ist vom Geist durchweht. Ein Zweites: Da, wo sein Feueratem sich niederlässt, wird Gottes Reich lebendig. Der Geist ist das Gründungsmoment des Reiches Gottes, kein anderes Sakrament oder keine andere fromme Übung. Ein Drittes: Wohin sein Feueratem fällt, wird Gottes Reich, wird Kirche lebendig. Da, hier, an diesem Ort schreitet Christus durch die Zeit, da, hier, an diesem Ort geschieht Kirche, wird Gott gelobt im Miteinander, im gemeinsamen Tun, Erleiden, Erhoffen, Gestalten, und sicher auch im gemeinsamen Beten. Es gilt nicht: Die Kirche hat den Heiligen Geist! Es gilt: Der Heilige Geist hat (auch) die Kirche. Ich liebe Pfingsten, und ich liebe die pfingstliche Welt.

Köln 04.06.2020
Harald Klein