Zur Unterscheidung von Wahrheit und Wirklichkeit III: Ein kleiner Dialog über den Tod

  • Aus der Reihe getanzt - Gedankensplitter
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Um was es geht

In seinem 2011 erschienenen Buch „Fast genial“ findet sich ein kleiner Dialog zwischen Francis, dem „Helden“ des Romans, der auf der Suche nach seinem Vater ist – er hat erfahren, dass er in der Retorte gezeugt wurde – und Alistair Haley, der Francis‘ Schicksal teilt und als hochbegabt gilt (mehr möchte ich vom Roman nicht verraten).

Das Thema „Objektivität“ und „Subjektivität“ spielt eine Rolle. Wells lässt den kiffenden Francis den Tod darstellen:

„Er schaute zu Alistair, der gerade Bong rauchte und vor sich hin sagte. ‚Objektiv gesehen ist der Tod das Beste, was den Menschen passieren konnte. Er zwingt sie, sich dem Leben zu stellen, jede Sekunde davon zu genießen und sich zu verwirklichen. Er ist das einzig richtige Ende, notwendig und ein starker Antrieb.‘ Er machte eine Pause. ‚Subjektiv gesehen ist der Tod natürlich scheiße.‘“[1]

Es scheint, als könne eine objektive Wahrheit als subjektive Wirklichkeit erfahren und vollkommen anders bewertet werden!

Was geschieht, wenn ich mir meine subjektiven Wirklichkeiten aus dem objektiven Blickwinkel der Wahrheit anschaue, oder umgekehrt aus der objektiven Wahrheit meine subjektiven Wirklichkeiten betrachte, seien sie nur schon gegeben oder erstrebenswert bzw. der Veränderung bedürftig?

Köln, 27.03.2025
Harald Klein

[1] vgl. Wells, Benedict (2011): Fast genial. Zürich, 187.