Fest des hl. Stephanus: „Den Himmel offen sehen“

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Einatmen. Ausatmen. Weitermachen – am Fest des hl. Stephanus

Ich möchte mit Ihnen gerne eine kleine Bilderreise machen, die alten Mönche nannten das eine „lectio divina.“ Klingt schwierig, ist es aber nicht. Lassen Sie uns die Lesung einmal Satz für Satz durchgehen, nach einigen inhaltlich zusammengehörenden Sätzen eine Pause machen und ein wenig nachsinnen, ganz im Sinne des Einatmens. Ausatmens. Weitermachens.

Erfüllt von Gnade und Kraft

Von Stephanus heißt es, er habe, voll Gnade und Kraft, Wunder und große Zeichen unter dem ganzen Volk getan. Das ist schon die erste Station: Menschen, voll Gnade und Kraft – atmen Sie einmal mit diesen Worten ein, nehmen Sie diese Worte in der Zeit zwischen Ein- und Ausatmen tief in sich auf, und beobachten Sie, welche Bilder in Ihnen aufsteigen. Menschen, die voll Gnade und Kraft Wunder unter dem ganzen Volk tun – Stephanus ist gemeint, und Ich bin gemeint. Dieselbe Gnade, dieselbe Kraft, die den Stephanus erfüllte, ist mir gegeben. Sie können mit „Gnade“ und „Kraft“ ein- und ausatmen. Und Weitermachen.

Erfüllt von Geist und Weisheit

Dann der Streit zwischen den vielen Gegnern des Stephanus, und der Hinweis, dass sie der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen konnten. Atmen Sie einmal ein mit dem Namen der Menschen, mit denen Sie im Streit sind, nehmen sie die Namen in der Pause zwischen Ein- und Ausatmen tief in sich auf, und versuchen Sie, das im Geist und in der Wahrheit des Stephanus zu tun. Derselbe Geist, dieselbe Wahrheit ist Ihnen, ist uns gegeben. Was zeigt sich dann für das Weitermachen?

Den Himmel offen sehen

Und dann einer der ganz starken Sätze in dieser Lesung: „Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen, und rief: ‚Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.‘“

Atmen Sie einmal ein mit „Erfüllt vom Heiligen Geist“, mit „Herrlichkeit Gottes“, nehmen Sie die Worte tief in sich auf, und atmen Sie aus mit „Ich sehe den Himmel offen!“ Wenn sie das eine Zeit lang tun, was zeigt sich Ihnen da? Wie sehen Sie die oder das um sich herum? Und wie sieht Ihr Weitermachen aus?

„Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an“

Und schließlich die Steinigung des Stephanus und sein Sterben, und darin seine letzte Bitte: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ In der eigenen Erfahrung der Verfolgung, des Ausgeliefertseins, der ausweglosen Situationen atmen Sie ein mit dem Ruf „Herr“- und nehmen Sie diesen Ruf tief in sich auf. Und atmen Sie aus mit dem Wort „Rechne ihnen diese Sünde nicht an“. Seien Sie versichert, dass dieses Atmen, dieses Beten die Situation zu verändern vermag. Und dass Ihr Weitermachen eine andere Farbe bekommt.

Zeuge Jesu Christi sein

Stephanus wird als der erste Märtyrer der jungen Kirche verehrt. Märtyrer meint Zeuge sein, Zeugnis geben für den, für den man einsteht, im Wort und im Leben. Zeugnis für den, mit dem und für den man geht. Mit dem Dreischritt des Einatmens. Ausatmens. Weitermachens. zeigt Stephanus uns einen weihnachtlichen Königsweg, Zeugnis für das Kind in der Krippe abzulegen:

Einatmen – die Gnade, die Kraft, den Geist, die Weisheit des Stephanus. Ausatmen – die Wunder, die ich wie er tun kann, die Namen derer, die mir als Gegner in meinem Leben erscheinen. Und Weitermachen.

Einatmen – das Erfüllt sein vom Heiligen Geist und die Herrlichkeit Gottes. Ausatmen – das Bild vom offenen Himmel. Und Weitermachen.

Einatmen – „Herr“, und mich ihm überlassen. Ausatmen – „Rechne ihnen diese Sünde nicht an“. Und Weitermachen.

Weihnachten ist Christusgeburt. Weihnachten einatmen. Weihnachten ausatmen. Weihnachten weitermachen.

Amen.

Dresden, 26.12.2018
Harald Klein